Layer 2.0 – Tel Aviv
1. Preis, Ideenwettbewerb 2022
Ausloberin: Lieblinghaus, Tel Aviv

Der Entwurf hinterfragt die gängige Praxis von Dachaufstockungen und entwirft ein alternatives Szenario, das sich bewusst über wirtschaftliche Zwänge und konstruktive Konventionen hinwegsetzt. Im Zentrum steht die Frage, wie städtisches Zusammenleben verbessert und neue Orte des Austauschs geschaffen werden können.
Die bestehende Gebäudestruktur bleibt weitgehend unangetastet. Die neue Architektur verzichtet bewusst auf eine formale Fortsetzung von Fassade und Tragwerk – und damit auch auf direkte Berührungspunkte. Statt das bestehende Gebäude statisch zu nutzen, wird die neue Aufstockung als eigenständige Konstruktion ausgebildet.

Getragen wird sie von einem großen, zweiseitigen Träger im Innenhof, der von diagonalen Stahlseilen verspannt wird. Die vertikalen Stützen befinden sich fast ausschließlich im Hof. Dieses Tragwerk – inspiriert vom Brückenbau – erlaubt es, die straßenseitige Fassade stützenfrei zu belassen. Das neue Volumen scheint dadurch förmlich über dem Altbau zu schweben.
Da die darunterliegenden Geschosse durch die Auskragung weniger Tageslicht erhalten, wird dort ein Nutzungswechsel vorgeschlagen: Nichttragende Wände werden entfernt und großflächige Räume für Start-ups oder Co-Working entstehen.

Zwischen Alt und Neu öffnet sich ein unerwarteter Ort: eine öffentliche Dachterrasse, zugänglich über die bestehenden Treppenhäuser, die nicht länger zu Wohnungen führen. Geschützt vor Sonne und Regen entsteht ein überhöhter Stadtraum mit Street-Food-Ständen, Bars und nicht-kommerziellen Angeboten – ein Ort zum Verweilen, Begegnen und Teilen.
Mit seinem offenen, informellen Charakter zieht dieser Raum die Stadt ins Gebäude hinein. Die gewohnte Trennung von öffentlich und privat wird aufgelöst und neu gedacht.

Zwei zusätzliche Treppen führen in die oberen Wohngeschosse. Erschlossen werden die Wohnungen über einen Laubengang entlang der Straßenfassade – ein halböffentlicher Ort des Austauschs unter Nachbar:innen. Es entstehen ein- und zweigeschossige Wohnungen mit zwei bis fünf Zimmern.
Die neue Struktur schafft nicht nur qualitätsvollen Wohnraum, sondern erweitert den urbanen Raum in die Höhe. Durch die bewusste Überlagerung von Öffentlichkeit und Privatheit entstehen neue Orte mit Aufenthaltsqualität und Potenzial für soziale Interaktion.
